Class 364A 4-6-2 (1966)

Verbund-Schnellzuglokomotive Bauart Doherty Klasse 364A h6v
Konstruktion von Jochann Ketterik
Erbaut 1966 im RSR-Werk, Bewitz-Akonitz, Ruhnien

Die schweren Güterzuglokomotiven der RSR waren zwar die ersten der Bauart Doherty, die den regelmäßigen Dienst aufnahmen aber diese Zylinderanordnung wurde bereits zehn Jahre früher zum ersten Mal ausprobiert. Im Rückblick ist es schwer zu ergründen, daß der oben gezeigte "Versuchsballon" überhaupt gebaut wurde. Der Zweck des Doherty-Konzeptes ist die Maximierung der Zugkraft und nur drei Treibachsen scheinen für die Übertragung der potentiellen Leistung kaum auszureichen. In der Tat war die 364A in vielerlei Hinsicht ein Versuchskanninchen, denn sie sollte auch als Plattform für verscheidene Experiment dienen, und zwar die Ermittlung der optimalen Kesselabmessungen für die neue Serie von Lokomotiven, die Ketterik bereits entwickelte, die Untersuchung der Vorteile von Zylindern mit Dampfmantel unterstützen (soweit wir wissen, hat nur André Chapelon solche Zylinder zuvor angewendet, und zwar 1948), und das Testen von Verbesserungen an der Dampfströmung durch die Anwendung vielfacher kleinerer Zylinder. Es stellte sich früh heraus, daß die Rostfläche erheblich größer als notwendig war (für diese Maschine mindestens) und mußte um etwa einen Quadratmeter reduziert werden, um einen verschwenderischen Kohleverbrauch zu vermeiden. Die Zylinder selbst waren zwar wegen der Dampfmäntel etwas kleiner als der erste Blick vermuten läßt aber immerhin zu groß, sodaß das Anfahren bei nicht optimalen Verhältnissen problematisch war. (Der Sandverbrauch war der höchste aller Loks der RSR.) Positiv ist, daß die Tandem-Außenzylinder ein optimales Volumenverhältnis ermöglichten, das letzendlich bei 1:2.35 festgelegt wurde. Dazu kommen eine hervorragende Dampferzeugung, dank der großen breiten Feuerbüchse (die wiederum von der Plazierung der Schleppachse profitierte) und ein recht bescheidener Kohle- und Wasserverbrauch. Von der 160A des André Chapelon wurden auch die Zwischenüberhitzung des Niederdruckdampfes und die Feuerbüchswasserrohre übernommen.

Insgesamt dauerten die Proben und Experimente ganze sechs Jahre und lieferten sehr wertvolle Daten für die Entwicklung der inzwischen legendären 564B von 1975. Bei einigen der nicht gerade seltenen Werksbesuchen der Lok wurde die Gelegenheit wahrgenommen, andere Farbgebungen anzubringen, um endlich mit dem fast klassischen schwarzroten Anstrich zu brechen, der seit dem Jahre 1931 gegolten hatte.

Class 364A 4-6-2 (1968)

Erst im Jahre 1968 wurde die 364A.001 mit Ventilsteuerung ausgestattet, die sie auch bei ihrem Umbau 1980 behielt.

Class 364A 4-6-2 (1969)

Text und Grafik © Norman Clubb 2011